Bei einer Histaminintoleranz soll man eigentlich sämtliche Produkte, die Sojabohnen enthalten, meiden. Sojalecithin klingt für histaminintolerante Menschen daher direkt nach einem Stoff, den sie nicht zu sich nehmen sollten – ganz so einfach ist es hierbei aber nicht. Wir klären heute, was Lecithin überhaupt ist und warum Sojalecithin auch bei einer histaminarmen Ernährung verzehrt werden kann.
Was ist eigentlich Lecithin?
Fachleute bezeichnen Lecithin als Phosphatidylcholine. Der Stoff setzt sich aus Fettsäuren, Glycerin, Phosphorsäure und Cholin zusammen. Lecithin ist Bestandteil pflanzlicher und tierischer Zellmembranen, kommt also auch im menschlichen Körper ganz natürlich vor. Besonders viel Lecithin findet man in Zellen, in denen Fette und fettige Öle enthalten sind – beispielsweise im Eigelb oder in Pflanzensamen.
Lecithin ist in unseren Körpern unter anderem am Fettstoffwechsel beteiligt, es ist aber auch sehr wichtig für die Bildung unserer Zellmembranen und soll gut für Gehirn- und Nervenzellen sein. Es ist also gesund und wichtig für uns, Lecithin über die Nahrung aufzunehmen.
Das Spannende an Lecithin ist, dass es das Vermischen von Fetten und Wasser ermöglicht. Man nennt Stoffe mit dieser Eigenschaft Emulgatoren: sie sorgen dafür, dass man eine Emulsion herstellen kann. Durch seine Eigenschaft als Emulgator ist Lecithin sehr wichtig in der Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln.
Wozu brauchen wir Emulgatoren?
Die Eigenschaft von Emulgatoren brauchen wir in der Küche beispielsweise bei der Herstellung einer Erdnuss-Mayonnaise, aber auch bei der Herstellung jeder anderen Mayo: Wir mischen Erdnussbutter (Öl/Fett) mit Wasser, Essig und Zitronensäure und stellen fest, dass sich hieraus keine wirklich cremige Mischung ergibt – das Öl aus den Erdnüssen sammelt sich früher oder später auf der Wasseroberfläche, weil Öl und Wasser/Säure einander abstoßen. Fügen wir nun der Erdnuss-Mayo ein bisschen Honig als Emulgator hinzu, vermischen sich die Zutaten viel, viel besser und es entsteht eine cremige Mayonnaise. Bei einem klassischen Mayo-Rezept vermischt man Öl, Säure und Eigelb, wobei das lecithinhaltige Eigelb dafür sorgt, dass Öl und Säure sich miteinander vermischen lassen.
Auf die histaminarme weiße Schokolade muss also nicht unbedingt verzichtet werden, wenn Sojalecithin als Emulgator enthalten ist. Über die Jahren haben wir dieses Umstand mit vielen Personen getestet und schon in viele glückliche Gesichter schauen dürfen.
Und was ist nun Sojalecithin?
Sojalecithin ist, ganz einfach gesagt, Lecithin, das aus Sojabohnen gewonnen wurde. In verarbeiteten Lebensmitteln wird es häufig auch als E322 ausgewiesen – das “E” steht für die europäische Union, die die Nummer vergeben hat.
Der Vorteil der Gewinnung von Lecithin aus Sojabohnen gegenüber der Gewinnung von Lecithin aus Eigelben ist recht einfach: Pflanzliches Lecithin aus Sojabohnen lässt sich einfacher, schneller und günstiger gewinnen als tierisches Lecithin aus Eiern.
Aus den Sojabohnen extrahiert man Öl, das einen Lecithinanteil von bis zu 2,5 % hat. Aus diesem Öl löst man dann durch Erhitzung und mithilfe spezieller Separatoren das Lecithin heraus. Das vom Öl getrennte Lecithin wird entsprechend seines Verwendungszwecks entweder zu einem flüssigen Produkt oder zu einem Pulver oder Granulat weiterverarbeitet.
Warum ist Sojalecithin histaminarm?
Bei einer Histaminintoleranz soll man normalerweise alle sojahaltigen Produkte vermeiden. Das Sojalecithin ist aber eine Ausnahme:
Lecithine bestehen aus Fettsäuren, Glycerin, Phosphorsäure und Cholin. Aus keinem dieser Stoffe wird Histamin gebildet, deswegen ist Sojalecithin im Gegensatz zu anderen Soja-Produkten histaminarm und kann verzehrt werden.
Kurzum im Sojalecithin ist nichts aus der Sojabohne enthalten, das bei einer Histaminintoleranz in der Regel Probleme macht.
Auch viele SojaallergikerInnen tolerieren Sojalecithin
Allergene stecken häufig im Protein des jeweiligen Lebensmittels. In Sojalecithin ist kein Eiweiß enthalten. Das ist häufig der Grund, warum auch SojaallergikerInnen Sojalecithin vertragen.
Quellen:
https://www.chemie.de/lexikon/Lecithine.html
https://www.fismer-lecithin.com/lecithin.html
https://www.lifeline.de/ernaehrung-fitness/gesund-essen/lecithin-id35097.html
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Vielen Dank für die super Infos! Eine Frage: Wie sieht es denn mit der Histaminfreisetzung durch die Lecithine aus? Soja und Sonnenblumenöl gelten ja auch als Histaminliberatoren. Danke und Grüße! C
Hallo Christine,
Lecithine sind kein Problem.
Viele Grüße
Steffi
Wow, habe gerade intensiv im Netz gesucht, da zu glutenfrei und milchfrei nun auch histaminarm gekommen ist; und wieder mal die Antwort perfekt formuliert und recherchiert (!) bei Steffi gefunden. Vielen Dank für die Mühe. LG Susanne
Das freut mich sehr liebe Susanne!
Viele Grüße
Steffi
Hi, wisst Ihr auch wie es mit Sonnenblumen-Lecithin aussieht?
Genauso liebe Barbara!
Viele Grüße
Steffi
Darf ich da mal auf einen fachlichen Fehler aufmerksam machen. Das “E” steht nicht für Emulgator sondern für Europa. Farbstoffe werden z.B. auch mit einer E-Nummer deklariert
Hallo Susanne,
vielen lieben Dank für den Hinweis! 🙂 Wir haben den Fehler korrigiert!
Liebe Grüße,
Sabrina vom KochTrotz-Team